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Im Februar 2020 haben sich die Entscheider beim TTC OE Bad Homburg im Haus des früheren 1. Vorsitzenden Martin Baugard, der ein Stockwerk zur Geschäftsstelle des TTC OE umfunktioniert hat, zusammen gesetzt, um einen wegweisenden Beschluss für die Zukunft des Ober-Erlenbacher Tischtennis-Clubs zu fällen. Zum einen waren das die beiden Geschäftsführer Mirko Kupfer und Bernd Röschenthaler und der Sportliche Leiter Sven Rehde, die sich gemeinsam um die Geschicke des ausgegliederten Profiteams kümmern. Zum anderen Vorstandsmitglieder um Präsident Wolfram Schubert und dessen Stellvertreter Björn Sobek.

Es herrschte Einigkeit im Hause Baugard an jenem Abend, und das hat sich seitdem auch nicht geändert: Der TTC OE Bad Homburg bewirbt sich erstmals um eine Lizenz für die 1. Liga. Unter den Anträgen, die bei der Deutschen Tischtennis-Bundesliga (TTBL) Sport GmbH eingegangen sind, befand sich also erstmals auch ein Schriftstück, das aus dem Taunus abgesendet worden ist.

„Wir wollen es gemeinsam durchziehen, wenn es irgendwie geht“, sagte Röschenthaler damals, das sei Tenor in dieser Sitzung gewesen. Das bisherige Saisonbudget von 80 000 bis 100 000 Euro müsste verdoppelt werden, um in der 1. Bundesliga mitspielen zu können. Sponsoren haben den umtriebigen Ober-Erlenbacher Tischtennisfreunden aber nicht gleich die Türen eingerannt, schon gar nicht seitdem die Corona-Pandemie im März 2020 auch die Wirtschaft lahmgelegt hatte. Jedoch, so sagte es Geschäftsführer Röschenthaler, seien Türen geöffnet worden, seit der Verein am Anfang des Jahres sogar über einen Rückzug aus der 2. Liga nachdachte.

Die sportlichen Voraussetzungen hatte der TTC OE nach Abbruch der Saison 2019/2020 bereits erfüllt. Als Spitzenreiter, mit zwei Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten, feierte der Zweitligist erstmals den Meistertitel in der Vereinsgeschichte und war somit aufstiegsberechtigt. Nachdem sich sonst kein Team aus der 2. Bundesliga für eine Lizenz in der höchsten deutschen Spielklasse beworben und der bisherige Erstligist TTC Indeland Jülich seinen Rückzug aus dem Oberhaus verkündet hatte, war der Aufstiegsplatz in die 1. Tischtennis-Bundesliga für den TTC OE sicher.

Der TTC OE hatte schon zu Beginn aller Planungen für die neue Saison fest vor, den Rumänen Rares Sipos (19) und Lev Katsman (18), die zu den größten Talenten im Tischtennis gezählt werden, zu halten. Ebenfalls hat das Management schon frühzeitig dem U23-Nationalspieler Nils Hohmeier (22) ein Angebot unterbreitet.

„Wir haben mit Maxim Grebnev den vierten Spieler für die Bundesliga-Saison 2020/21 verpflichtet“, verkündete Sven Rehde, der Sportliche Leiter des TTC OE, Ende März. Rehde freut sich vor allem darauf, dass die Profimannschaft mit dem russischen Duo Lev Katsman und Maxim Grebnev künftig über ein Doppel verfügt, das auch hohen internationalen Ansprüchen genügt.

Die größte Hürde für die weitere Planung: Ein Budget von rund 200 000 Euro muss den Wirtschaftsprüfern der TTBL nachgewiesen werden, um eine hochveranlagte Mannschaft bezahlen zu können, die in einer Spielklasse mit Timo Boll und Co. für Furore sorgen soll. Ein Crowdfunding, das der TTC OE bereits Ende Februar parallel zur Lizenzbewerbung startete, sollte neben Sponsorengeldern weitere Mittel einbringen. „Das Aber ist immer die finanzielle Seite im Sport“, sagte Rehde zum damaligen Zeitpunkt.

Mitte Mai verpflichteten mit Gustavo Tsuboi die glühenden Tischtennis-Freunde aus dem Hochtaunus einen 35 Jahre alten Profi, der zu den Top 50 der Corona-bedingt eingefrorenen Weltrangliste zählt. Auf Platz 44 rangiert der Brasilianer, der zuletzt für den TTC Neu-Ulm und Werder Bremen in der Eliteliga aufschlug, retournierte und schmetterte. „Gustavo soll vor allem in den wichtigen Spielen unser junges Team führen“, erläutert Kupfer den Transfer. Mit der anschließenden Verpflichtung eines neuen Trainers, den 39-jährigen Kölner Tobias Kirch, hat der Club seine Kaderplanung abgeschlossen. „Der Schwerpunkt liegt auf der Vorbereitung und Betreuung der Mannschaft an den Spielwochenenden“, erläutert Kupfer, auch die Aufstellung des Teams obliegt natürlich dem Trainer.

Im Juli 2020 galt es die dritte Stufe des Lizenzierungsverfahrens zu nehmen. Dann mussten die TTBL-Bewerber 80 Prozent des Saisonetats unter Dach und Fach gebracht haben. „Wir kriegen es hin.“ Dessen war sich Sven Rehde inzwischen sicher. Denn die 80.000 Euro, die im April noch fehlten, waren inzwischen auf 30.000 Euro geschrumpft. Einige potenzielle Sponsoren vertrösteten den Verein um einige Monate, die Coronakrise hat überall ihre Spuren hinterlassen. Zudem war auch noch nicht klar, ob für die kommende Saison mit Zuschauereinnahmen kalkuliert werden kann. Sehr gefreut hat sich Rehde über die Beteiligung an dem Crowdfunding, das die finanzielle Lücke weiter geschlossen hat. Dort seien vor allem Privatleute in Erscheinung getreten und hätten dem Verein mit großen und kleinen Beträgen unter die Arme gegriffen.

Am 03. August 2020 war es soweit: Alle zwölf Bewerber, auch Aufsteiger TTC OE Bad Homburg, erhielten die Lizenz für die neue Saison 2020/21 in der Tischtennis Bundesliga. Zusammen mit einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen hat sich die TTBL Sport GmbH in den zurückliegenden Monaten mit den Lizenzanträgen der Bewerber befasst und die Voraussetzungen der Vereine hinsichtlich der rechtlichen, personellen, administrativen, infrastrukturellen und finanziellen Kriterien geprüft. Auf dieser Grundlage erfolgte die Lizenzvergabe durch den Aufsichtsrat der TTBL Sport GmbH.

Die monatelangen Mühen haben sich gelohnt. Seit einigen Jahren hatten wir als familiär geführter Einsparten-Club den Bundesliga-Aufstieg als hehres Ziel verfolgt. Und jetzt hat es tatsächlich geklappt. „Die Anspannung ist so groß gewesen. Ich bin total erleichtert, sicher, aber es geht ja schon wieder weiter. In viereinhalb Wochen beginnt die Saison.“, sagte Sven Rehde, nachdem er die langersehnte Nachricht der Tischtennis-Bundesliga per E-Mail erhielt.

Am 06. September 2020 ging es dann endlich los: bei der Heimspiel-Premiere in der TTBL war Konkurrent TTC Neu-Ulm zu Gast. Anfangs noch mit erlaubten 200 Zuschauern, gab es aber bereits beim nächsten Heimspiel-Kracher gegen TTC Zugbrücke Grenzau das erste Geisterspiel im Wingert-Dome. Doch trotz fehlender Zuschauer-Unterstützung konnte die Mannschaft mit großem Teamgeist durch einen Sieg die ersten Punkte der TTBL-Saison einfahren. Aktuell steht die Mannschaft auf dem 11. Tabellenplatz und will in der Rückrunde noch einen drauf legen und so weitere Punkte sammeln.

Der TTC OE Bad Homburg bedankt sich bei allen Helfern, Partnern und Sponsoren, die uns auf dem Weg in die TTBL in den letzten Jahren begleitet haben, allen voran den Machern beim TTC OE Mirko Kupfer (1. UG-Geschäftsführer), Bernd Röschenthaler (2. UG-Geschäftsführer TT OE Bad Homburg), Sven Rehde (Sportlicher Leiter)!